Ab in die Freiheit – Auswilderung „unseres“ Turmfalken

[WR 16.09.2021] Wir hatten vor einiger Zeit über das Turmfalken-Küken berichtet, das wir in Sundern geborgen und zur Auffangstation nach Essentho gebracht hatten. Am Sonntag, den 12. 9. 2021 haben wir zusammen mit dem Naturschutzverein Sundern „unser“ Küken ausgewildert. Um ehrlich zu sein: „Unser“ Küken, in diesem Jahr die Nummer 3 im *****-Hotel Limpinsel, befand sich längst in Freiheit. Wenn der Vogel reif ist, muss er wieder raus! Limpinsels wildern aus, wenn der Vogel reif ist  D.h. seine Entwicklung gibt das Datum vor. Das in Herblinghausen ausgewilderte „Ersatzküken“ war eines dem 87 (!) weiteren Turmfalken-Küken folgten.

 Er / sie (!) sieht doch gut aus! Allein daraus schließen wir mal vorlaut, dass es sich um eine Lady handelt. Kess war sie auch! Eine biologische Evidenz für das Geschlecht gibt es natürlich nicht. Die Vögel werden von Wilfried Limpinsel vor der Auswilderung beringt. So wusste er zu berichten, dass sich ein von ihm ausgewilderter Falke in dem Netz einer Obstplantage vor Paris verfangen hatte, um erneut gerettet zu werden. Darf man aus dem Fundort folgern, dass er von der Essenthoer Mühle auf dem Weg zur Moulin Rouge war? Ich meinte in Wilfried Limpinsels Zügen ein gewisses Schmunzeln entdeckt zu haben. Märchen, Realität, Fehler beim Auslesen des Rings? Will sagen, niemand weiß, wohin der Weg unseren Turmfalken führt.

Wilfried Limpinsel hatte zwei weitere Vögel im Gepäck. Einen Schwarz- und einen Rotmilan. Der Schwarze wurde verletzt in der Nähe von Beverungen (Kr. Höxter) gefunden. Der Rote stammt aus der Nähe der Edermühle und war ebenfalls verletzt. D.h. der Institution Limpinsel ist auch eine überregionale Vogel-Reha angeschlossen.

Wie fällt man als Küken aus dem Nest? Nun ja, wenn die Altvögel mit einer Maus ankommen, muss man als Küken sehen, wo man bleibt. Dann wird auch mal gedrängelt und geschupst. Und dabei fällt man evtl. aus dem Nest.

Bei der Pflege ist wichtig, dass keine Prägung auf den Menschen erfolgt. Alle drei wollten offenkundig weg. Der Turmfalke, erstmals in Freiheit, wusste wohl nicht, wie ihm geschah. Flog weg, kam zurück und setze sich abseits in einen Baum, und entschloss erst dann den Weg in die Freiheit wirklich anzutreten. Beim Schwarzen vermute ich, dass ihm erst während des Fluges klar wurde, dass die Freiheit gegenüber der Voliere wieder grenzenlos ist. Der Rote gab richtig „Kniegas“, kreist dann aber doch einige Zeit über uns. Aber da waren wir uns schon nicht mehr wirklich sicher, denn zwischenzeitlich waren zwei am Himmel. Der Rote und der Schwarze? Zwei Rote? Ganz andere?

Ich bin nach der Auswilderung im Märkischen Sauerland gewandert und kam über die Herblinghauser Straße Richtung Freienohl zurück. Links, Richtung Hellerfelder Höhe kreiste ein Rotmilan. Bingo! Unserer! Etwas weiter Richtung Freienohl jagte ein Turmfalke. Auch unserer! Alles klasse! Und dann noch einer! Aber wir hatten doch nur einen? Unserer? Einer der Altvögel? Ein Geschwistervogel? Ein völlig anderer? Die Wahrheit ist: Ohne die Ringnummer zu kennen, sind es einfach nur noch Wildtiere und niemand weiß, ob sie im Sauerland bleiben bzw. nach der anstehenden Migration 2022 ins Sauerland zurückkehren. Und eigentlich wollen wir möglichst lange von den Ringen keine Nachricht erhalten.

Die Greifvogel- und Eulenstation http://www.essenthoer-muehle.de/ beherbergt auch andere Vögel. Man kann sich mit Kindern oder Enkelkinder, als Kindergarten oder Schule zur Besichtigung anmelden. Und wem die Arbeit der Familie Limpinsel am Herzen liegt, kann auch spenden:

IBAN DE49 4765 0130 0060 0727 17

Auf den Fotos kann man sehen, dass Wilfried Limpinsel auch nicht mehr „ganz neu“ ist.
Aber seine Enkelin tritt bereits in seine Fußstapfen. Und das ist auch gut so!

Das abschließende Lesefutter ziehe ich mal vor, weil es am Ende ornithologisch wird:

„Vögel füttern – aber richtig“ Das ganze Jahr füttern und sicher bestimmen, 12 EUR
von Peter Berhold https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Berthold
und Gabriele Mohr, ISBN 978-3-440-17261-2

oder „Unsere Vögel“ auch von Peter Berthold zum Beispiel als „Onleihe“ in den Stadtbüchereien, die bei Onleihe angeschlossen sind, oder auch als konventionelles Buch.

Der ornithologische Steckbrief:

Körperlänge 32-39 cm, Spannweite 65 – 82 cm, Gewicht 190 – 300 g
Der Turmfalke, wissenschaftlich Falco tinnuculus, ist nach Südbeck ein Kurz- und Mittelstreckenzieher. Es gibt aber auch Exemplare, die im Brutgebiet überwintern. Laut NABU-App sei er ein Jahresvogel. Er bevorzugt halboffene und offene Landschaften aller Art mit Angebot von Nistplätzen. Das können Feldgehölz, Baumgruppen, Einzelbäume, im Randbereich angrenzender Wälder sein, oder Gebäude im Siedlungsbereich aber auch andere Bauwerke (Schornsteine, Gittermaste …) sein also nicht nur Kirchtürme. Halbhöhlen und mehr oder weniger geschlossene Nistkästen werden gerne angenommen. Er zieht auch gerne als Nachnutzer in Krähen- und Elsternnester ein. Die Verpaarung erfolgt saisonweise. Die Balz beginnt Anfang März. Die Eier werden im Zeitfenster von Ende März bis Mitte Mai gelegt. Das Gelege besteht aus 4 – 6 Eiern und die Brautdauer beträgt 27 – 32 Tage. Das Weibchen brütet. Die anschließende Nestlingsdauer beträgt ebenfalls 27 – 32 Tage. Die Aufzucht erfolgt durch die Männchen. Abschließend – in der Regel Mittel Juni – erfolgt dann die Bettelflugphase. Der Vogel ist tag- und dämmerungsaktiv.

Bei der Jagd bleibt der Vogel oft mit schnellen Flügelschlägen „rüttelend“ in der Luft auf der Stelle stehen, um Nagetiere am Boden zu suchen. Nahrung: Kleinsäuger, Vögel und Insekten.

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