Karl oder Karla?

[WR, 29.06.2021] Ich unterscheide gerne zwischen dem evidenzbasierten, also dem wissenschaftlichen, und dem romantischen Naturschutz, muss aber zugeben, dass der romantische Naturschutz ein gutes Gefühl macht. Für den evidenzbasierten Naturschutz braucht man indessen ein Teflon-Gemüt und / oder einen guten Psychiater. Die Mehrzahl unserer Zeitgenossen versteht nicht, dass uns die Natur nicht gehört, sondern wir ein Teil von ihr sind und alle Arten mit allen anderen Arten interagieren. Wir sollten ein ganz eigenes,sogar eigennütziges Interesse am Naturschutz haben. Die Älteren z.B. wissen noch, dass das inzwischen verbotene DDT ein Wundermittel der Landwirtschaft war, bis uns die Brut-Mißerfolge der Greifvögel auf die Spur der Toxität des DDT brachten.

Aber nun zur Sache oder zum guten Gefühl:
Heute, am 28.6., fiel in Sundern ein Turmfalkenküken aus den Nest. 
Die Eltern hatten den Brutplatz gut gewählt: Unmittelbar am Haus des Vorsitzenden des Naturschutzverein Sundern. … Karl-Heinz. Wirklich clever! Dumm, dass er nicht zu Hause war. Also telefonierten andere Familienmitglieder hinter ihm her. Der von unterwegs zu mir. Meine Frau sagte mir, dass ich einen Anruf versäumt hätte. Rückruf zum Kollegen. Start der Aktion, den Turmfalken zu bergen und den Umzug zur Greifvogel-Auffangstation nach Essentho einzuleiten. Beißen wollte der Lümmel!
Noch ist unklar, ob der Turmfalke ein Er oder eine Sie ist. Deshalb Karl oder Karla! Jetzt wohnt er zusammen mit zwei anderen TF-Küken in Essentho im „*****-Hotel Limpinsel“.

Einer der beiden bereits vorhandenen Gesellen verhielt sich etwas aggressiv. Das was der oben links. Gut, auf dem Bild sieht das schon anders aus. „Unser“ TF ging in Deckung … für genau eine Minute. Dann waren die Verhältnisse geklärt und unser „TF“ begann mit gespreizten Flügeln zu fressen. Nach mindestens vier Stunden schmachten hatte er / sie richtig „Kohldampf“. Der oben links war noch verdutzt. Inzwischen vertragen sich alle.
Warum schreibe ich das? Ich formuliere es mal etwas flapsig:
Karl oder Karla sucht einen Paten (oder mehrere), die Kost und Loggie aufkommen. 

Bevor ich gefahren bin, habe ich einen alten Bekannten besucht. Einen von einer Windmühle geschlagenen Rotmilan, der mit einem schadhaften Flügel flugunfähig überlebt hat. Es ist zum Heulen!

Hier geht’s zum Spendenkonto!
http://www.essenthoer-muehle.de/in_vogel.htm

Ziel ist natürlich die baldige Auswilderung. Ich überlege, wie Limpinsel, der bekanntlich selbst nicht fliegen kann, die Ästlingszeit und den Abschluss der Auswilderungen „schafft“. Ich lasse mir das erklären und werde berichten.